Podiumsdiskussion mit Friedrich Merz zum Thema "Eigentum und Verantwortung"

v. l.: Michael Bröcker, Maria Fischer, Lutz Goebel, Pater Johannes Zabel OP, Friedrich Merz

Zum Thema „Eigentum und Verantwortung“ veranstalteten die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers und der BKU DG Düsseldorf  eine Podiumsdiskussion. Teilnehmer waren neben Friedrich Merz, Bundeskommission der CDU auch Lutz Goebel, Geschäftsführender Gesellschafter der Henkelhausen GmbH & Co.KG sowie Präsident von Die Familienunternehmer – ASU e.V. und von Seiten des BKU Pater Johannes Zabel OP, Hochschulseelsorger und Dipl.-Volkswirt und geistlicher Berater der DG Düsseldorf. Die Moderation hatte der Chefredakteur der Rheinischen Post, Michael Bröcker.

Nachdem Dr. Peter Bartels, Vorstandsmitglied PwC die Veranstaltung eröffnete und die Referenten vorstellte, führte die Vorsitzende der DG Düsseldorf Maria Fischer mit den folgenden Worten ins Thema ein.

PWC und BKU eint die Vorstellung, dass eine erfolgreiche Weiterentwicklung dieses Landes nur möglich ist, wenn wir

1. Die Voraussetzung für den bisherigen Erfolg kennen und im ständigen Dialog weiterentwickeln und

2. Die Menschen bewusst die Vertrauenskultur dieses Landes schätzen und schützen. Vertrauen entsteht, wenn das Handeln von Menschen in der Regel voraussehbar ist: das beruht auf Erfahrung und darauf, dass man die Handlungsvoraussetzungen, die Werte des Handelnden, kennt.

Diese Werte beruhen in Deutschland z. B. auf Art. 14 GG:

(1) Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt und Schranken werden durch die Gesetze bestimmt.
(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.
Entstanden sind diese Werte nach der Nazizeit und dem Krieg durch eine Rückbesinnung auf die Wurzeln unserer Gemeinschaft: das christliche Erbe!
Dieser Artikel 14 bezieht sich sowohl auf individuelle Eigentümer als auch auf alle anderen Formen von Eigentum, z. B. Firmeneigentum. In diesem Fall ist die Sozialbindung, die gesellschaftliche Verantwortung dann besonders wirksam:

  • Neben der Gewinnerzielungsabsicht (Shareholder Value)
  • Neben der Rechtsnormenkonformität (Compliance)
  • Steht der Sozialpflichtigkeitsgrundsatz Corporate Social Responsibility, Stakeholder

Also ist dies Thema „Eigentum und Verantwortung“ die Basis für alle weiteren Diskussionen zu wirtschaftlichen Fragestellungen, die unsere Gesellschaft ständig beschäftigen – In diesem Saal wird es die meisten betreffen.
Warum nun verstoßen Menschen ausführlich sowohl gegen die Gesetze als auch gegen den Grundsatz der Sozialbindung, der ja fulminant ist? Obwohl Verstöße sichtbar sanktioniert werden?

Offenbar reichen die Gesetze nicht. Offenbar ist etwas anderes entscheidend: Charakter und Bewusstseinsentwicklung der Menschen.

Mit der Teilnahme an dieser Veranstaltung haben Sie schon die halbe Miete: Sie sind bereit, ihr Handeln zu reflektieren, denn oft handelt es sich nicht um bewusste Verstöße gegen das Gesetz, sondern um Verdrängung.

Was hindert die Menschen, sich gesetzeskonform zu verhalten?

Ist es Gier, Versuchung, ist es Abstiegsangst, Aufstiegsdruck oder Angstkultur in Unternehmen?

Wenn eine ethische Grundhaltung vorhanden und bewusst ist, werden diese Motive reflektiert und verlieren dadurch ihre Macht.
Welchen Einfluss haben Persönlichkeit und Charakter eines Menschen auf seine ethische Grundhaltung? Ist der Mensch des Menschen Wolf? Oder ist er angeborener Altruist (wie die Studien zum angeboren altruistischen Verhalten bei Kleinkindern nahelegen)? Der durch seine Umgebung („Primärsozialisation“) moralisch verbogen wird?

  • Die ethische Haltung von Individuen nimmt in der Regel folgende Entwicklung:

Ich-bezogen – Das Hemd ist immer näher als der Rock, also mein Geld ist besser bei mir aufgehoben als beim Staat
Gruppen-bezogen – Binnenkultur in Unternehmen manchmal wie gesetzesfreie Enklaven: „moralische“ Verpflichtung, das Wohlergehen des Unternehmens auch mit Gesetzesverstößen sicherzustellen
Nation-bezogen – „Ausländer raus“
Welt-bezogen – „alle Menschen sind Gottes Kinder“

  • Kollektive Entwicklung/Gesellschaftliche Strukturen hindern oder befördern die individuelle Entwicklung:

In Deutschland ist die gesellschaftliche Entwicklung so weit, dass oft das „Hemd“ als die ganze Nation wahrgenommen wird. Wie schon gesagt: Deutschland ist auch deswegen wirtschaftlich und gesellschaftlich so weit entwickelt, weil Vertrauen in die öffentlichen Strukturen besteht, daher regelkonformes Verhalten erfolgreich ist.
Das ist Erbe des Christentums: Solidarität undSubsidiarität!

Hilft eigentlich der ständige Appel an das ethische Bewusstsein der Menschen?

Ja, wenn es dadurch immer mehr in das öffentliche Bewusstsein gebracht wird – die Medien haben dabei eine extrem wichtige Rolle. Es ist wirklich ein komplexes Thema: in den nächsten anderthalb Stunden werden wir weitere Aspekte und Kommentare zur Weiterentwicklung unseres Meinungsbildes haben.

Ich bin dankbar, dass Sie sich diese Zeit nehmen und wünsche uns spannende Gespräche.“

Nach all diesen Fragen und Denkanstößen entwickelte sich auf dem Podium ein Gespräch zur Finanzkrise von 2008 und deren Auswirkungen sowie zur Entwicklung des Aktionärsverhaltens. Die geplanten Eingriffe ins Mietrecht und der daraus resultierende Einfluss auf den Immobilienmarkt wurden diskutiert.

Zu der Absicht des Finanzministeriums, auch von Unternehmen Erbschaftssteuer zu verlangen, wenn der Unternehmenswert mehr als 20 Millionen Euro beträgt, äußerte sich Lutz Goebel. Die Solidität von Unternehmen seien gerade das Ergebnis guter Arbeit von mehreren Generationen und sollte daher nicht geschwächt werden.

Pater Zabel sprach von der Verantwortung derjenigen, die mit Eigentum ausgestattet sind. Erbe sei kein Einkommen zweiten Ranges und verpflichte den Besitzer zu einem verantwortungsbewussten Umgang damit, zur Wahrung der Schöpfung.

Friedrich Merz betonte, dass der aktuelle Gesetzentwurf noch nicht ausgereift sei und noch einige Änderungen zu erwarten seien. Eine viel größere Herausforderung sei die Digitalisierung der Wirtschaft und die damit verbundene Eigentumsverantwortung innerhalb von Unternehmen. Geistiges Eigentum dürfe nicht Allgemeingut ohne Gegenleistung werden.